Heute Abend haben wir mit sieben GenossInnen die erste kleine Demonstration vor dem Gagarin abgehalten, um alle KundInnen und PassantInnen über den Arbeitskonflikt zu informieren. Die Rückmeldungen, auch bei einer Runde im nahe gelegen Uni-Campus, waren überwiegend interessiert bis bestürzt. Von Seiten des Gagarins wurden uns zwar mehrfach Getränke angeboten (warum wollen eigentlich alle Gastronomiebetriebe WAS-DemonstrantInnen immer mit Getränken versorgen, aber ihre ArbeiterInnen nicht korrekt bezahlen?), aber zu richtiger Kommunikation ist es nicht gekommen.
Wenn aber laut Internet-Statements angeblich eh alle reden wollen, warum reden wir dann eigentlich nicht? (Mal ganz abgesehen davon, daß wir keine Plauderei wollen, schon gar nicht mit der externen Lohnverrechnungsfirma, sondern eine kleine Kompensation für den entgangenen Lohn). Von WAS-Seite haben wir dies jedenfalls bei unserem Anruf am Montag den 16., und am Mittwoch den 18. gleich zwei mal angeboten, genauso wie heute auf der Demo. Bei allen vier Gelegenheiten haben die Gagarin-Kollektivmitglieder gemeint, daß sie nicht reden wollen, und etwas schriftlich kommen wird, …
Da sogar unsere slowakischen IAA-GenossInnen uns angerufen haben, weil sie über zwei Ecken gehört haben, daß doch Alle geringfügig beschäftigt gewesen wären und gewußt hätten, daß es nur 400,- Euro im Monat gibt, hier ein Crashkurs in Arbeitsrecht. Auch geeignet für alle „Linken“, da der Wissensstand anscheinend wirklich absurd niedrig ist in allen „Szenerien“:
Geringfügig beschäftigte ArbeiterInnen sind Teilzeitkräfte mit den selben Rechten wie alle ArbeiterInnen:
- 13. und 14. Lohn
- Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall
- bezahltem Urlaub
- fixen, nicht änderbare Stundenverpflichtungen
- …
Jedoch zahlt das Gagarin seinen ArbeiterInnen keinerlei Urlaub und Sonderzahlungen. Wenn man krank ist, bekommt man gar kein Geld weil man ja nicht gearbeitet hätte, usw. Das ist Tagelöhnerei auf dem Niveau des Jahres 1830 oder so, aber eines Kollektivbetriebes mit mehreren ArbeiterInnen, welche, da sie hauptsächlich MigrantInnen sind, ökonomisch von dem Job abhängig sind und eben keine Kollektivmitglieder, unwürdig (und nebenbei illegal).
Morgen gäbe es übrigens wieder eine Möglichkeit bei unserer nächsten kleinen Versammlung vor dem Gagarin, oder am Samstag dann bei der Kundgebung, der Gesprächsbereitschaft auch echte Gespräche folgen zu lassen. Und nochmal, wir verlangen weniger als 20% von dem, was unserer Genossin die letzten 2,5 Jahre zugestanden wäre. Das ist ein sehr großzügiges Angebot unserer Ansicht nach. Wir hoffen, daß das Gagarin bald einlenkt, anfängt Dinge „nachvollziehen zu können“, und anstatt gut klingende Statements für „soziale“ Medien zu verfassen, mit uns zu kommunizieren anfängt, und wir uns wieder grauslicheren Unternehmen, also KapitalistInnen zuwenden können.
WAS Rechtsunterstützung
Artikel veröffentlicht am 19. Mai 2022 auf wiensyndikat.wordpress.com. Kopieren mit Quellverweis möglich.
Mehr zu diesem Arbeitskonflikt:
Aufruf zur Kundgebung am 21. Mai 2022
Call for a rally on 21 May 2022