Solidarität mit den kämpfenden KollegInnen in München
Zeit: 18. Mai, 17 Uhr
Ort: Wien, Museumsplatz 1, beim Haupteingang zum Museumsquartier

WAS-GenossInnen vor der Walther König-Filiale im Wien im April: „Gegen Kündigungen & Abbau von Arbeitsrechten: Solidarität mit den Kolleginnen & Kollegen bei Walther König! Wien – München“
Das Wiener ArbeiterInnen-Syndikat unterstützt den Kampf der ehemaligen Belegschaft der Buchhandlungen Walther König in München, welche in unserer deutschen Schwestergewerkschaft Freie ArbeiterInnen Union (FAU) organisiert ist und derzeit vor Gericht zieht. Die Gerichtsverhandlung wird nächsten Dienstag, den 18. Mai, stattfinden. Am gleichen Tag wird es Kundgebungen an verschiedenen Standorten von Walther König in Deutschland geben. In diesem Sinne haben wir eine Kundgebung vor der Walther König Filiale in Wien angezeigt, welche am Dienstag um 17 Uhr stattfinden wird. Wir rufen zur Teilnahme an unserer Aktion und zur Solidarität mit den kämpfenden ArbeiterInnen auf!
Buchhandelskette Walther König
Die Kunst der Ausbeutung und Entrechtung
Die Buchhandlung Walther König GmbH & Co. KG und ihr angegliederter Verlag gehören zu den renommiertesten Anbietern in Kunst, Kunstwissenschaft und Design. Das in Köln ansässige Unternehmen hält 45 Filialen, überwiegend in Deutschland, u.a. aber auch in Wien, Paris, London, Mailand und Brüssel. Die Filialen befinden sich überwiegend in oder in der Nähe von Museen. In Wien ist Walther König im Museumsquartier ansässig. Auf einem ganz anderen Blatt steht, wie es mit den Arbeitsbedingungen der dort Beschäftigten aussieht.
Die Beschäftigten der drei Münchner Filialen im Lenbachhaus, Haus der Kunst und Museum Brandhorst wollten die Zustände nicht länger akzeptieren und befinden sich gemeinsam mit der Münchner Basisgewerkschaft FAU seit Februar 2021 in einem Arbeitskonflikt. Die Buchhandlung beschäftigt dort fast ausschließlich geringfügig Beschäftigte in Befristung, in diesem Falle WerkstudentInnen, ohne die die Aufrechterhaltung des Geschäfts gar nicht möglich wäre. Während ihnen das ganze Tagesgeschäft obliegt, mit dem Walther König seinen Umsatz macht, liegt die Bezahlung ein paar Cent über dem Mindestlohn.
Rechtsansprüche werden komplett verwehrt
Kein Urlaub
Entgegen der im Bundesurlaubsgesetz festgeschriebenen Regelungen erhalten die studentischen Beschäftigten von Walther König in München keinen Urlaub. Man legte sogar eine Klausel im Arbeitsvertrag fest, in der sie ausdrücklich auf Urlaubsanspruch verzichten sollen. Bezahlter Urlaub steht aber ganz klar auch geringfügig Beschäftigten zu.
Keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
Im Falle einer Erkrankung werden den studentischen Beschäftigten Minusstunden aufgeschrieben, was den gesetzlichen Regelungen im Entgeltfortzahlungsgesetz komplett zuwider läuft.
Rechtswidrige Regelung im Corona-Lockdown
Als zum 1.11.2020 alle Museen und damit auch die drei Filialen von Walther König schließen mussten, kündigte das Unternehmen an, den Lohn zu 100% weiter zu zahlen, die nicht leistbaren Arbeitsstunden würden aber als Minus verbucht und sollten nach Öffnung der Filialen wieder eingearbeitet werden. Auch hier wird geltendes Recht völlig missachtet: Kann eine ArbeitgeberIn keine Arbeit anbieten, ist sie dennoch verpflichtet, den vollen Lohn zu zahlen. Es ist nicht zulässig, Minusstunden anzurechnen, zumal man mit dieser Regelung die Beschäftigten später umsonst arbeiten ließe bzw. ihnen der zustehende Lohn vorenthalten würde. Die genannten gesetzlichen Regelungen existieren, nur scheint dies bei Walther König noch nicht durchgedrungen zu sein. Man drängte einige Beschäftigte zusätzlich zur Reduzierung der Arbeitsstunden unter dem Vorwand weniger „Minusstunden“ zu sammeln.
Gegenseite setzt auf Eskalation
Wähnt man sich seitens Walther König im Fachgebiet am Puls der Zeit, fühlt man sich bei der Behandlung der Beschäftigten in mittelalterliche Zeiten versetzt. Das Unternehmen zeigt sich nicht nur resistent, sondern möchte jetzt die Beschäftigten loswerden. Zuerst wurden auslaufende Arbeitsverträge nicht verlängert.
Kein Lohn ausgezahlt
Im Februar erhielten fast alle Münchner WerkstudentInnen keinen Lohn. Die Firmenleitung beabsichtigte anscheinend, die Beschäftigten auszuhungern und brachte sie in massive soziale Bedrängnis.
Statt auf Rechtsbrüche einzugehen: Alle gekündigt!
Als die Münchner WerkstudentInnen ihren Anspruch auf den nicht gezahlten Lohn geltend machten, wurden sie allesamt schriftlich gekündigt. In der Unternehmenszentrale in Köln ist man eher gewillt, eine komplette Belegschaft rauszuwerfen, als geltende Rechte zu achten. Man befürchtet, dass ihr Beispiel Schule macht. Doch die Beschäftigten haben sich kollektiv organisiert und lassen sich weiterhin nicht einschüchtern und auseinander dividieren.
Die gemeinsamen Forderungen bleiben
Unverzüglich:
- Rücknahme aller Kündigungen
- Auszahlung sämtlicher ausstehender Löhne
- Annullierung der unrechtmäßigen Minusstunden seit 1.11.2020
- Rückgängigmachung der reduzierten Arbeitsstunden und Ausgleich der dadurch entstandenen Lohndifferenz
- Verlängerung sämtlicher befristeter Verträge
Rückwirkend zum 1.1.2020:
- 10 bezahlte Urlaubstage im Jahr
- bezahlte Krankheitstage
- Rückerstattung bzw. Auszahlung von vergangenen Krankheitstagen und nicht gewährtem Urlaub
Ab Sofort :
- Erhöhung des Stundenlohns auf 11 Euro
- Feiertags- und Sonntagszuschlag von 1 Euro pro Stunde
- Nachtzuschlag von 25% zwischen 20 Uhr und 6 Uhr
„Halt‘s Maul! Ich befehle dir, den Mund zu halten!“
„Befehle? Wer glaubt der, dass er ist?“
„Ich bin euer König!“
„Ich hab euch nicht gewählt!“
Dialog zwischen „König“ Artus und anarchistischer Bäuerin in:
Monty Python. Die Ritter der Kokosnuss
Kontakte und Links
FAU – Freie ArbeiterInnen-Union – LF München
Mailadressen für Protestschreiben:
Walther König, Geschäftsführung in Deutschland:
order@buchhandlung-walther-koenig.de
verlag@buchhandlung-walther-koenig.de
Walther König, Filiale in Wien:
webshop@buchhandlung-walther-koenig.at
Weitere und aktuelle Informationen zum Arbeitskampf in München
Artikel veröffentlicht am 15.05.2021 auf dem WAS-Blog. Kopieren mit Quellenverweis möglich.