Ein Kommentar zur Weitergabe von Handy-Bewegungsdaten an die Regierung
Die neue Lungenkrankheit bringt die Weltordnung im Kleinen gerade ziemlich durcheinander. Lange ausgeblendet und als nur chinesisches Problem belächelt, klopft das Virus nun mitten in Europa an die Tür. Ausgerechnet hier bei uns! Viele Wohlhabende und Mächtige hätten sich nicht vorstellen können, dass sie selbst – oder zumindest ihr Kapital – von so etwas betroffen sein könnte. Auch der gesättigte Bürger und die lässige Bürgerin wird sich nun der eigenen Körperlichkeit bewusst. Schlimmer noch; Trotz Digitalisierung und Globalisierung stehen hinter dem Buchwert des Kapitals noch immer Menschen, ohne deren täglichen Einsatz Werte schwinden wie Butter in der Sonne. Vor allem, wenn sie nicht mehr weiterarbeiten wollen!
Anfang März noch wortreich ignoriert und zugeschaut, wie sich das Virus auch an noblen Adressen in Windeseile vermehrt, ist nun die Stunde der Wahrheit gekommen. Staatenlenker wollen das Virus im letzten Moment noch stoppen. Für manche auch eine Gelegenheit Allmachtsphantasien Gassi zu führen. Wer wollte nicht schon immer mal Diktator werden? Oder die demokratische Version: Gebts her, Eure Handydaten!

Foto: Besser mal ausschalten! Von: Jojhnjoy
In diesem Sinne: Einfach mal das Handy zwei Stunden am Tag ausschalten und niemand kann mehr sagen, ob Du spazieren warst oder nicht. Ob Dein Grätzel zu mobil war oder nicht usw. Dem Gesundheitskrisenstab sollte ein Blick auf die Straßen, Webcams, Bahnhöfe und Parks doch schnell zeigen, ob eher mehr oder eher nicht so viele Leute draußen unterwegs sind. Dafür brauchen sie nicht die Handydaten. Einfach mal vor Ort anrufen und den Seilbahner fragen, ob noch viel los ist im Lift oder den Dorfbürgermeister fragen, was in seiner Fußgängerzone am Rathaus grad passiert. Es sei denn, diese Männer sind gerade in Eigeninteresse mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Ja, dann, dann braucht der Staat eben die Handydaten.
Erstveröffentlichung am 26.3.2020 auf dem WAS-Blog, Kopieren mit Quellenverweis möglich.